Stifter der Kirche und des damit verbundenen Kollegiatsstifts St. Jakob war der sechste Bamberger Bischof Hermann (1071). Nach seiner Amtsenthebung wegen angeblicher Simonie im Jahre 1075 blieb hier eine Bauruine, bis der hl. Bischof Otto (1102-1139) die Kirche und die südlich sich anschließenden Stiftsgebäude weiterbaute und vollendete (1109).
Diese Kirche trägt außen und innen Zeichen mehrerer Epochen ihrer fast 1000-jährigen Geschichte. Nach dem Vorbild des ersten Bamberger Domes (Weihe 1012) ist die romanische dreischiffige Säulenbasilika nach Westen ausgerichtet wie St. Peter in Rom. Wie der Dom hatte St. Jakob eine West- und eine Ostkrypta und darüber die beiden höher liegenden Chöre.
Der Westchor wurde um 1400 um die Hälfte seiner ursprünglichen Länge in gotischem Stil verlängert, 1491 wurde die Südsakristei angebaut. 1652 beseitigte man die Ostkrypta, kurz darauf auch die Westkrypta. Die mittelalterliche Ausstattung musste der Barockisierung weichen.
Letzter Rest der Barockausstattung ist die Vierungskuppel. Im Zuge der Säkularisation 1803 sollte das Gotteshaus auf Abbruch verkauft werden. Die Marianische Herren und Bürgersodalität konnte 1806 dieses Kleinod romanischer Baukunst vom Staat erwerben. Seitdem ist sie Eigentümerin dieser ihrer Sodalitätskirche.
Als sich nach der Auflösung des Franziskanerklosters (1803) und dem Abbruch der Franziskanerkirche an der Schranne in der Mitte des 19. Jh. der Franziskanerorden wieder in Bamberg gegenüber der Jakobskirche niederlassen konnte, wurde ihm 1852 das Benutzungsrecht an St. Jakob übertragen.
In den Jahren 1867 bis 1882 wurde durch die Franziskaner die Barockausstattung beseitigt und im gotischen Westchor durch eine neugotische und im romanischen Quer und Hauptschiff durch eine neuromanische ersetzt. Bei einer abermaligen Renovierung 1954/56 durch die Franziskaner wurden die neuromanischen Einrichtungen fast vollständig entfernt, die Holzdecke des 19. Jh. durch eine neue ersetzt, der Orgelprospekt vereinfacht und der Fußboden außer unter den im Mittelschiff zu einem Block zusammengestellten Bänken erneuert.
1981 wurde das Franziskanerkloster St. Jakob wegen Nachwuchsmangels aufgelöst. Seitdem gehört die Kirche zur Dompfarrei und wird von den Geistlichen der Marianischen Herren und Bürgersodalität mit betreut.
Nach einem Brand am 16. April 1990 wurde die Steinmeyer-Orgel (1891) in ihrem ursprünglichen Zustand wiederhergestellt, das barocke Gestühl nach gründlicher Restaurierung wieder mit Mittelgang aufgestellt, die ursprüngliche Fassung der drei Seitenaltäre samt Figuren freigelegt, die durch Brand zerstörte 9. Kreuzwegstation neu gemalt, eine neue Beleuchtung eingerichtet und der Altarbereich nach den Plänen des Architekturbüros Jungkunst & Partner, (Bamberg 1992), und des Künstlers Friedrich Koller (Laufen 1993) umgestaltet.
Die jetzige Innenausstattung entstammt weitgehend der Renovierung durch die Franziskaner 1867 bis 1882. Schöpfer des Aufbaus der Hauptaltares, der beiden Seitenaltäre und des Chorgestühls sind die Franziskanerbrüder Fr. Absalom, Fr. Leopold und Fr. Renat.
Den Hochtaltar prägt besonders die nürnbergisch beeinflusste Madonna mit Kind (um 1480/90), die vom Kirchenpatron St. Jakobus und vom hl. Josef (19. Jh.) flankiert wird. Im Gesprenge stehen die Bamberger Bistumsheiligen St. Heinrich und St. Kunigunde. Das Chorgestühl ist mit Propheten und den Aposteln üppig ausgestattet. Im Volksaltar sind Reliquien des hl. Bischofs Otto von Bamberg sowie der hl. Hedwig von Schlesien beigesetzt: Der Pommernmissionar Otto und die schlesische Herzogin sind Vorbilder für die Völkerverständigung und Patrone für ein christliches Mitteleuropa.
Das Kreuz unter dem Chorbogen hängt an der Stelle eines spätromanischen Triumphkreuzes, das sich jetzt im Bayerischen Nationalmuseum zu München befindet. Der Auferstandene am Nordwestpfeiler stammt vom ehemaligen barocken Hochaltar.
Auf dem rechten Seitenaltar stehen neben Antonius von Padua der hl. Bischof Otto von Bamberg und die hl. Margareta, darüber ist das barocke Gemälde von der Kreuzabnahme Jesu (17. Jh.) zu sehen. Im rechten Querschiff steht an der Stirnseite der Kreuzaltar. Die Figuren des hl. Aloysius und des hl. Stanislaus Kostka (um 1765 wohl von F. M. Mutschele) stammen aus der früheren Jesuitenkirche, der heutigen St. Martinskirche. Beachtenswert ist die Pieta, ein Vesperbild eines unbekannten Künstlers um 1700, welches die Sodalität 1818 für die Kirche glücklich erwerben konnte. Auf dem linken Seitenaltar ist St. Franziskus umgeben von der hl. Klara und dem hl. König Ludwig von Frankreich, dem Patron des Dritten Ordens. Das darüber hängende Gemälde zeigt das Abendmahl. Im linken Querschiff stehen die mächtigen Figuren des hl. Rochus und der hl. Katharina (von Ferdinand Tietz 1760/70) beidseits des Eingangs zur Josephskapelle, darüber der hl. Sebastian. Die spätgotische hl. Barbara (Anfang 16. Jh.) an der Westwand hat die Barbara-Bruderschaft nach der Säkularisation von der Karmelitenkirche nach St. Jakob mitgebracht. In der kleinen Ostapsis hat die hl. Kunigunde (um 1739 von Joh. Peter Benkert), die früher auf der unteren Brücke stand, eine neue Heimat gefunden.
Von den spätgotischen Fresken, mit denen laut Befund weite Bereiche der Vierung geschmückt waren, sind nur erhalten am rechten Vierungspfeiler der hl. Bischof Otto, der hl. Erasmus und der hl. Sebastian, am linken Vierungspfeiler „die drei heiligen Madla“ Katharina, Barbara und Margareta. Das Deckengemälde über der Vierung von Christoph Fesel (1771) ist ein Rest der barocken Ausstattung: Jakobus legt Zeugnis ab vor Herodes. Allegorische Darstellungen weisen auf den Übergang vom Alten zum Neuen Bund hin. Der Kreuzweg stammt aus der Oberpfalz (19. Jh.). Die barocke Ostfassade wurde 1770/71 durch Joh. Michael Fischer vor die Ostapsis gestellt. Die Sandsteinfigur des hl. Jakobus stammt von Ferdinand Tietz.
Wenn Sie die Kirche durch die Nordosttüre verlassen, durchschreiten Sie das erste Geschoß des „Meranierturmes“, dessen frühgotische Gestaltung (um 1240) sehr an das erste Geschoß des Nordost-Turmes im Dom innerhalb der Marienpforte erinnert.
Professor Dr. Peter Bruns
Lehrstuhl für Kirchengeschichte und Patrologie
Universität Bamberg